Man mache die eigene Person zur Linse, um sich selbst im klaren Licht zu erblicken, aber auch das, was einem zustößt. Das ist die ungewöhnliche Perspektive, mittels derer Marc Degens ein Stück Klatsch aus der intellektuellen Gegenwart Berlins in eine autobiografische Operation am offenen Herzen verwandelt. Seine Bühne ist der Kreis um Katharina und Michael Rutschky, in dessen vor zwei Jahren veröffentlichten Tagebüchern der Autor sich selbst wiederfand, eher erschrocken als geschmeichelt. Sein Bericht über ein Stück höfische Kultur im 21. Jahrhundert und was sie anzurichten imstande ist, hat es in sich. Wie das eigene Leben von den hierarchischen Zufällen in einem eifersüchtig umtanzten Zirkel hin- und hergeworfen wird und welche Kollateralschäden dabei drohen, diese überaus ernsthafte Burleske wurde so noch niemals aufgeschrieben.
»Marc Degens führt hier vor, wie Autofiktion eben auch aussehen kann: Wohlwollend und aufgeschlossen für die volle Farbpalette des Lebens. Und vor allem mit einem gesunden, reflektierten Verhältnis zu den eigenen Eitelkeiten.« (Frank Schäfer, taz)
»›Selfie ohne Selbst‹ mag als Schlüsseltext für jene missverstanden werden, die meinen, dabei gewesen zu sein. In Wahrheit aber fragt es nach der schriftstellerischen Wahrhaftigkeit gegenüber dem eigenen Leben.« (Harry Nutt, Berliner Zeitung)
»Das Selfie ohne Selbst ist an keiner Stelle ohne (Selbst-)Reflexion, und das macht den Rang dieses großen kleinen Buches aus.« (Jochen Schimmang, Frankfurter Allgemeine Zeizung)
»Degens‘ Buch ist eine vielschichtige Auseinandersetzung mit dem verehrten Vorbild und mit sich selbst, mit den widersprüchlichen Gefühlen und der Verletztheit. [… Er] offenbart sein Inneres in dieser intellektuellen Abrechnung.« (Ralf Stiftel, Westfälischer Anzeiger)
»Die Noblesse, mit der Marc Degens einen Verrat protokolliert, ist bemerkenswert, ebenso die traurige Verwunderung dieser Seiten.« (Im Dickicht)
»Ich glaube, allein deswegen sollte vermutlich jede*r, die*der schreibt und darin Personen aus seinem Umfeld verwurstet, ›Selfie ohne Selbst‹ lesen, das scheint mir schon ein wichtiger Text zu sein für Schreibende oder eben Personen aus dem Literaturbetrieb.« (Katharina Herrmann, Kulturgeschwätz)
»›Selfie ohne Selbst‹ bereitet – obwohl der Autor viel hadert und trauert – Freude, weil Degens, der mit seinem unprätentiösen Stil das Spektakel im Unspektakulären sucht, eine große Alltagslust weckt. Insbesondere auf die Dinge, die den Alltag schöner machen: Lektüren, Spaziergänge, Kneipengespräche, Kulturveranstaltungen. Auf einer solchen Kulturveranstaltung, einer Preisverleihung, endet der Essay schließlich mit einer großartigen, klugen, irgendwie auch humorvollen Schlusspointe, in der sich die Poetologie seines Aufsatzes verdichtet. Mehr noch, vielleicht sogar all die ambivalente Poetologie der Autofiktion.« (Ulrich Thiele, Szene Hamburg)