Wolfgang war der erste Student, den ich kennenlernte: Er war Mitte dreißig, studierte im fünfundzwanzigsten oder fünfunddreißigsten Semester Germanistik und wohnte mit seiner Freundin Karin in einer riesigen Altbauwohnung in einem szenigen, linksalternativen Stadtteil von Hannover mit Flipperkneipen, Ökoläden und viel Graffiti … Wolfgang wurde mein Role Model – und zur 88. Ausgabe der Münsteraner Literaturzeitschrift »Am Erker« habe ich einen Text über ihn und seinen Werdegang beigesteuert. Die Ausgabe trägt den Titel »Das will ich auch. Literarische Lebensentwürfe« und enthält viele persönliche – mal ernste, mal heitere –Beiträge von geschätzten Kolleginnen und Kollegen wie u.a. Tanja Dückers, René Hamann, Gerhard Henschel, Sabine Peters oder Christian Y. Schmidt.
Der Text über Wolfgang ist bereits meine zwölfte »Am Erker«-Veröffentlichung. Meine erste erschien vor 27 Jahren in der Winter-Ausgabe von 1998 zum Thema »Klassen Kampf«. Es war eine Erzählung über einen jungen Bildhauer, die Geschichte trug den Titel »Der erotische Kosmos der Vergeblichkeit« und mitunter habe ich das Gefühl, seit dreißig Jahren denselben Text zu schreiben.
