Öffentlicher Dienst: Öffentlicher Dienst

Lesen

»Ich, das ist für Goetz eine höchst irritable Entität, die ein feines Sensorium benötigt. Er spricht von der individuellen Musikalität der Sprache, von der ›eigenen Innenmelodie‹, die sich bei jedem anders anhöre. Und er sagt: ›Die Arbeit des Schreibens ist dazu da, alles, was im Ich ist, zu widerlegen.‹ Nur wer viel lese und sich vom Gelesenen wieder freimache, könne Schreiben lernen: ›Lesen ist das Wichtigste. Lesen ist Ich-Auflösung, Ich-Aufgabe.‹« (Jan Kedves, ›Auch aus dieser Welt einen Flash‹)

Bildschirm

»Thomas Mann rechnete es unter seine Pflichten, zeitweise den Schreibtisch, woran er wohnte, zu verlassen und sich seinen Lesern darzubieten und Abbildungen von sich zu erdulden. Arno Schmidt wieder verweigerte der Öffentlichkeit diesen Dienst, hatte somit auch keine. Er hatte die Wahl zwischen der Medienwelt und der Lüneburger Heide, und er traf sie. Es gibt in dem Punkt keinen Anlaß zu sittlichen Erörterungen. Freilich, was soll denn ein Romancier auf einem Bildschirm?« (Peter Hacks, Die freudlose Wissenschaft)

Einzelkinder

»Aufgrund der Lektüre von literarischen Biographien scheint mir, daß Romanautoren in jungen Jahren sehr häufig ziemlich einsam und isoliert waren – entweder weil sie Einzelkinder waren oder weil sie durch eine Krankheit eingeschränkt wurden, so daß sie auf die Ressourcen von Phantasie und Imagination zurückgeworfen wurden, die das private Lesen bietet. Sie sind eher introspektiv und depressiv; sie beobachten lieber, als daß sie teilnehmen; sie sind im Freudschen Sinne anal-hortende Charaktere; sie horten Informationen, sind eifersüchtig besitzergreifend gegenüber ihrem Werk, und oft widerstrebt es ihnen auf perverse Weise, ihr Werk zu Ende zu bringen und loszulassen.« (David Lodge, Das Handwerk des Schreibens)

Asozial

»Und dann sagt er etwas, dass mich an meiner eigenen Eignung als Schriftstellerin zweifeln lässt: ›Wenn man nicht ein von Grund auf asozialer Mensch ist, ist es schlecht mit dem Schreiben.‹ Laut Goetz sollte man Freude am Alleinsein haben, nicht mit Menschen zusammen sein müssen, seine Ruhe haben wollen.« (Insa Kohler, Geschichten aus dem ›Ich-Kabuff‹)

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