Eine Zeitlang aß er leidenschaftlich gerne Wal.
(David Bellos: Georges Perec. Ein Leben in Wörtern.)
Eine Zeitlang aß er leidenschaftlich gerne Wal.
(David Bellos: Georges Perec. Ein Leben in Wörtern.)
Selten erstehe ich Bücher wegen ihres Klappentextes, doch bei »Midlife-Prosa« von Mara Genschel habe ich eine Ausnahme gemacht. Zum Glück, denn die neun performativen Erzählungen in dem Band sind genauso anmutig und entzückend wie die Zeilen auf der Umschlagrückseite: »Ein richtig schöner Text in einem wirklich schönen Buch. Mit einem richtig schönen Titel. Ohne Nazis und in einer ihr enges Deutschsein geschickt verschleiernden Herrenhose aus der Fußgängerzone. Ich bin diese Zukunft. Und ich handele endlich wieder von der Liebe.«
ENTSORGEN … VERWERTEN …
Kulturgut Haus Nottbeck, Oelde
Mitunter verwandelt sich das Schreiben in eine edle, fast fromme Tätigkeit. Um 20 Uhr 30 ging ich hinunter ins geschlossene Café, schaltete die Lichter an, setzte mich an einen der Tische, öffnete eine Flasche Paderborner Pilsener, schenkte mir ein Glas ein und begann, Tagebuch zu schreiben. Ich war allein in einem alten Rittergut, das mittlerweile ein Literaturmuseum beherbergt, und fühlte mich versetzt in den Speisesaal eines Klosters.
Im Jahr 1993 starben drei Menschen in Mölln durch einen
fremdenfeindlichen Brandanschlag. Ein Besuch in der Stadt.
Zum Text: Link
Das ist die Geschichte von Kristian Vandet Jørgensen, eine auf wahren Begebenheiten beruhende Erzählung, die 1914 in Jütland ihren Anfang nimmt und bis in die Gegenwart reicht. Eine Geschichte über Isolation, Inspiration, Treue, Kunst und Krieg; über Nachbarschaft, Downsizing, Tiny Houses und die Liebe eines Mannes zu seinem Schrank.
für Felix Kubin
1914 kommt der Molkereiarbeiter Kristian Vandet Jørgensen im Alter von siebzehn Jahren mit einer Schubkarre, auf der er einen Kleiderschrank transportiert, aus dem Norden des Landes an den Oddesund und lädt das Möbel am Strand von Skibdal ab. Die nächsten drei Jahre lebt Jørgensen in dem Schrank, der ungefähr einen Meter achtzig hoch, fünfundneunzig Zentimeter breit und fünfzig Zentimeter tief ist. Hochkant gestellt kann Jørgensen in dem Schrank stehen, sitzen und kochen. Nachts, wenn er schlafen will, legt er den Schrank auf den Boden, kriecht hinein, streckt die Beine aus, klappt die Tür zu und verriegelt den Schrank von innen mit einem Haken. Aus nächster Nähe erlebt Jørgensen so den Dampfschiffbetrieb mit und sieht die Fähren zwischen Oddesund Nord und Oddesund Süd hin und her fahren. 1917 zieht er mit seinem Schrank weiter an den Strand von Vesterfjord. Seine Toilette ist ein Bach in einem Kiefernwald und sein Badezimmer die Nissum Bredning…
Patrick Bahners’ ausführlicher Artikel über meine Lesung letzten Freitag im Kulturgut Haus Nottbeck ist seit Sonntag auf faz.net zu lesen – mit Fotos von Dirk Bogdanski.