Öffentlicher Dienst: Sofie Lichtenstein

Indiebookday 2020

indiebookdayHeute ist Indiebookday und da habe ich mir gleich zwei neue Comics gegönnt, die ich soeben bei Strips & Stories bestellt habe. Zum einen »Appropriate« von Gabrielle Bell, zum anderen »Ich fühl’s nicht« von Liv Strömquist. Es wird noch dauern, bis die Comics bei mir ankommen werden – die Wartezeit bis dahin verkürze ich mir mit der Lektüre früherer Werke dieser Ausnahmekünstlerinnen. In der Lettrétage hätte heute zudem die Lesung von Sofie Lichtenstein und Sarah Berger stattfinden sollen, die gleichzeitig auch die Buchpremiere von Sarahs Buch »bitte öffnet den Vorhang« gewesen wäre, der als zweiter Band in der von mir herausgegebenen Reihe für Autofiktionen »Sonnenbrand« erschienen ist. Dazu ein Gedanke, den ich in letzter Zeit oft habe: Wir leben in einer Zeit intensiver Verteilungskämpfe, es geht um Deutungshoheiten, Sichtbarkeit, Gehörtwerden, Präsenz und Macht. Die Texte von Frauen, Zugewanderten, People of Color, Queers oder Transgender zeichnen sich dabei durch eine besondere Relevanz aus. Als männlicher Autor lerne ich viel aus den Büchern von Chris Kraus oder Virginie Despentes. Von der Vehemenz von Hengameh Yaghoobifarah, von der Klugheit Mithu Sanyals, der drängend-quälenden Radikalität von Sarah Berger, Margarete Stokowski oder Sibel Schick. Die Texte verunsichern mich und machen mir Angst. Heftigere Gefühle kann Literatur nicht auslösen. Übrigens: Heute um 19 Uhr liest Sibel Schick auf Ihrem Instagram-Kanal aus »Deutschland schafft sich ab«.

„Der Typ ist eine Volleule, aber lustig anzuschauen.“

Und das hatte ich seinerzeit geantwortet:

Liebe Sofie,

vielen Dank für Deine tolle E-Mail. Leider können wir Dir kein Praktikum anbieten, aus verschiedenen Gründen, „ideologischen Zweifeln“, aber auch praktischen Gründen – ich sitze z.B. in Toronto, Kanada. Aber ich bin sicher, dass Du anderswo erfolgreich sein wird… Hast Du schon an die Lettretage (http://www.lettretage.de) gedacht, den Verbrecher Verlag (http://verbrecherei.de), Frohmann Verlag (http://frohmannverlag.tumblr.com), Mikrotext (http://www.mikrotext.de), Verlag J. Frank (http://www.belletristik-berlin.de/verlag/), Elfenbein Verlag (http://www.elfenbein-verlag.de) oder Matthes & Seitz (http://www.matthes-seitz-berlin.de)? Oder probiere es direkt bei Suhrkamp?

Ich wünsche Dir auf jeden Fall viel Erfolg und sende herzliche Grüße,

Marc
.

PS Und wenn Du mal ein Manuskript für mich hast, am besten Prosa und so wie Deine E-Mail, dann schicke es mir.

SUKULTUR WIRD 100.000!

Sofie Lichtenstein und Moritz Müller-Schwefe werden Herausgeber der Reihen »Schöner Lesen« und »Aufklärung und Kritik«

1996 starteten die Leseheftreihen »Schöner Lesen« und »Aufklärung und Kritik«. Seit 2003 gibt es die Hefte nicht nur in Buchhandlungen, sondern auch in Süßwarenautomaten. In den Leseheftreihen erschienen größtenteils als Erstveröffentlichungen Erzählungen und Gedichte von deutschsprachigen Autoren, u.a. von Ann Cotten, Dietmar Dath, Tanja Dückers, Wolfgang Herrndorf, Monika Rinck, Clemens Setz und David Wagner, aber auch Übersetzungen von u.a. Washington Cucurto, Chris Kraus und Sarah Manguso.

In diesem Monat nun feiert SuKuLTuR ein rundes Jubiläum, denn im Oktober 2015 wurde das 100.000ste Leseheft in einem Berliner Süßwarenautomaten verkauft. Ab dem 1. November 2015 werden zudem Sofie Lichtenstein, geboren 1989 in Neuruppin, und Moritz Müller-Schwefe, geboren 1990 in Frankfurt a. M., die neuen Herausgeber der Reihen. Sie lösen damit Marc Degens ab, der von 1996 bis Oktober 2015 die Texte der Reihen ausgewählt und gemeinsam mit Torsten Franz und Frank Maleu insgesamt 158 Lesehefte herausgegeben hat.

Im November 2015 startet darüberhinaus die SuKuLTuR-Lesereihe Automatendichtung im Ori in Berlin-Neukölln (Friedelstraße 8, 12047 Berlin, U-Bahnhof Hermannplatz). An jedem zweiten Freitag des Monats werden hier SuKuLTuR-Autoren ihre Texte vorstellen. Die Auftaktlesung bestreitet die Leseheftautorin und neue Herausgeberin Sofie Lichtenstein am 13. November 2015.

Links:

Ein Podcast mit den beiden neuen Herausgebern erscheint als zweite Folge von radio satt. Meinolf Reul im Gespräch mit Sofie Lichtenstein und Moritz Müller-Schwefe.

Automatendichtung: automatendichtung.de

Verlagshomepage: sukultur.de

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