

Früher dachte ich, man dürfe den Platz auf den Seiten eines Buches nicht verschwenden. Dass es unlauter sei, die Seiten eines Prosawerks größtenteils leer zu lassen. Dass das Trickserei sei, und die Autoren einfach zu faul seien, die Seiten zu füllen. Heute ahne ich, dass das nicht stimmt. Sicherlich gibt es sie noch, die Leser*innen, die hauptsächlich viel lesen wollen und denen die Lesezeit eines Buches gar nicht lang genug sein kann. Doch viele Leser*innen wollen in möglichst kurzer Zeit möglichst viele Seiten lesen und rasch umblättern, um dann das nächste Buch zu lesen oder etwas anderes zu tun. Nicht nur die Autor*innen sind faul, die Leser*innen sind es auch.

Ingeborg Bachmann und Paul Celan 1948 im Wiener Wurstlprater


Im September 2021 habe ich beim Gang durch Grenaa im Schaufenster einer geschlossenen Buchhandlung eine Buchreihe entdeckt, deren Umschlagvorderseiten individuell, minimalistisch, dennoch prägnant und wiedererkennbar gestaltet waren. Es handelte sich dabei, wie ich später im Internet gelesen habe, um eine schmale Taschenbuchreihe, deren Bände in der Regel nur 60 Seiten umfassen und umgerechnet ca. 6,80 Euro kosten – inklusive E-Book! Die Reihe heißt Tænkepauser (also Denkpause), erscheint seit 2012 im Verlag Aarhus University Press und umfasst mittlerweile bereits über 100 Bände. Die Einworttitel lauten z.B. Tillid (= Vertrauen), Religion, Musik, DNA, emojis, Natur, Data, Risiko … Dänemark, du hast es besser!


Beim Macke-Fest am Sonntag, den 19. Mai 2019, habe ich dieses Bild fotografiert. Den Titel und den Namen der Malerin oder des Malers habe ich mir nicht gemerkt. Nach dem Rundgang durch die Galerien und Museen habe ich am Abend den Entschluss gefasst, mich von Twitter abzumelden.