Kategorie-Archive: Öffentlicher Dienst

Mühelos

»Umgekehrt ist der ungeübte Leser daran zu erkennen, daß er es nicht zu würdigen weiß, wenn ein Text mühelos zu lesen ist, sondern sich enttäuscht fühlt, wenn er die Arbeit des Schreibers nicht erkennen kann. […] Darum liebt der ungeübte Leser Thomas Mann so sehr, denn bei dem sieht man immer, daß es viel Arbeit ist, einen Roman zu schreiben. Noch dazu so einen dicken!« (Iris Hanika, Schöne Sätze, guter Stil)

Stahlbad

»All diese Qualitäten aber machten ihn [David Foster Wallace] zu einem Fremdling in einer literarischen Landschaft, die ihr Leitmedium, den Roman, so weit an die Fernsehserien, den Film, die Klatschkolumnen, den Lifestyle, kurz: das fun-Stahlbad angenähert hat, dass es nicht übertrieben ist, diese Gattung, wie Heinz Schlaffer 2002 in einem vieldiskutierten Aufsatz, als ›das letzte Stadium der Literatur‹ zu bezeichnen. Die zeitgenössischen Romane haben, wie Schlaffer schrieb, ›das Publikum daran gewöhnt, ebenso gut auch ohne Dichtung auszukommen‹. Die meisten (ein gutes Beispiel ist der neue Tom Wolfe) sind geschriebene Filme oder TV-Serien.« (Stephan Wackwitz, In der Wüste der Mikrostruktur)

Pornographie

»Girodias gründete als nächstes The Olympia Press, die sich der Herstellung knallharter wie auch gemäßigter Pornographie widmete. […] Schriftsteller aller Art, gute und schlechte, wurden zur Arbeit herangeholt, um Bücher nach Maß zu produzieren. Er dachte sich zum Beispiel einen Titel aus (etwa ›Mit offenem Mund‹) und machte damit Reklame; fand er genügend Widerhall, beauftragte er irgend jemanden, ein Buch zu schreiben, das zu dem Titel paßte.« (Gore Vidal, Über Pornographie)

Mechanik des Grauens

Er hatte die graurosa Haut des Schweinefleischfressers und schaute mich empfänglich an. Ein Kaiser im alten Rom. Schweinevagina morgens, Schweinevagina abends, Schweinevagina zwischendurch. So einer steigt auch in den Salatkeller: Leck doch dran, leck doch dran … So appetitlich wie ein zerquetschter Granatapfel.
Ich kann mich nicht mehr an die Männer erinnern, mit denen ich geschlafen habe, aber an jedes Schlafzimmer. Der Rest ist voll pudriger Unschärfe.
»Wie soll ich ihnen die Haare schneiden«, fragte er mich. Eine gewisse Pfingstlichkeit kam auf.
»Schweigend«, antwortete ich.
Ich blätterte in der Zeitschrift. Treffen sich zwei Spermien. »Ich werde ein Junge«, sagt das eine. Daraufhin das andere: »Und ich werde ein Mädchen« Sagt der Brötchenkrümel: »Ihr werdet gar nichts, ihr seid hier in der Speiseröhre.« Haha, wäre ich Staat, dann würde ich der Zeitschrift einen Orden verleihen! Im Spiegel sehe ich Haare, meine Nase, ein Mundloch. Schwein ist ihr Feind!

V.O.Stomps-Preis

»Die Messe wird offiziell mit der Verleihung des V.O.Stomps-Preises der Stadt Mainz eröffnet. […] Förderpreis, von drei jungen Männern in schwarzen Anzügen entgegengenommen, für den SuKuLTuR Verlag (jetzt in Berlin, früher mehr im Rheinland). Sympathische Laudatorin aus dem Bibliothekenumfeld. Zuhörer müssen darauf achten, sich nicht an einer Druckmaschine zu beschmieren.« (Hans Horn: Wenigstens wird der Name erwähnt! Impressionen von der 21. Mainzer Minipressen-Messe. Aus: floppy myriapoda 18)

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